Merci, ich schaue mich mal um!
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Merci, ich schaue mich mal um!
Nach meinen ersten Erfahrungen, einigen Videos und Anleitungen zum Löten und aber vor meinem ersten größeren Projekt "Nibo-Burger" möchte ich gerne bei euch folgendes nachfragen:
Ich beziehe mich insbesondere auf diese beiden Videos (1/2), die übrigens hier verlinkt wurden:
1. In beiden wird mit Alkohol zur Reinigung gearbeitet. Im zweiten Video "isopropyl" genannt. Könnt ihr die Arbeit mit Alkohol auch empfehlen? Nutzt ihr diesen auch zum Säubern vor und nach dem Löten? Und kann ich dazu einfach aus der Apotheke 100%igen Isoprobyl-Alkohol besorgen?
2. Im zweiten Video sowie in vielen SMD-Videos wird dieser "Stift" verwendet, der im obigen Video nur "external flux" genannt wird. Entspricht das dem Lötfett beim bleifreien Löten? Dieses wird teilweise auf die Lötstelle aufgetragen, teilweise aber auch vor dem Lötvorgang auf die Kolbenspitze direkt. Was könnt ihr empfehlen?
3. Das Reinigen der Kolbenspitze ist mir noch nicht ganz klar. Ich tendiere nun zu einem trockenen Messingschwamm, den ich bereits besorgt habe. Aber im obigen ersten Video wird zunächst mit einem Tuch abgewischt und dann nochmals am Rand des (hier nassen) Schwammes. Weshalb zweimal? Und prinzipiell geht es doch darum, das überschüssige Lötzinn von der Spitze zu entfernen, aber eben die Oxidation und Oberfläche der Spitze nicht zu beschädigen, richtig?
4. Zum Ende des zweiten Videos wird ein Papiertuch übergelegt und gepinselt, so dass alle Feuchtigkeit (wohl vom Lötfett?) aufgesaugt wird und die Lötstelle gereinigt. Das finde ich interessant und einleuchtend. Macht ihr das auch?
Abschließend: Ich könnte sicher den Nibo auch mit meinen jetzigen Fähigkeiten und Methode löten und er würde funktionieren, aber es interessiert mich sehr, besonders "schöne" Lötstellen zu erzeugen und ich möchte es auch lernen. Daher hier die zuletzt angelötete Stecker-Leiste an das LCD1602, damit ihr einordnen könnt, wie "miserabel" ich löte:
Anhang 33147
Anhang 33148
Ich danke euch schon jetzt wieder und bin sehr gespannt!
HAPPY NEW YEAR
Isopropylalkohol. Isopropanol oder Waschalkohol, alles das Gleiche. (Brenn)Spritus ist Ethanol oder einfach Alkohol (spiritus vini, der Geist des Weines). Und solange man nicht offene Wunden reinigt (oder Eierlikör selber macht), kauft man sowas in der Drogerie oder dem Baumarkt. Und ob das 100% oder 90% sind ist vollkommen egal. Handlöten ist Klempnern, nur kleiner. Fürs Klempnern ist auch das Lötfett, das hat aber auf einer Platine nichts zu suchen. Es ist viel zu aggresiv, die 35µ dicken Leiterbahnen sind da schnell weggeätzt, wenn man nach dem Löten nicht alles sauber kriegt. Bei ner Dachrinne dauert das schon länger. Für Elektronik bietet sich z,B Kolophonium an, das man in Isopropyl auflöst oder gleich fertig so kauft. Das kann im Normalfall auf der Platine bleiben, sieht aber nicht so gut aus.
Wenn du eine Million Teile durch nen Reflowofen schiebst und eine vollständige Prozesskontrolle benötigst, sieht das natürlich anders aus.
MfG Klebwax
Danke für die schnelle Antwort!
Du nimmst sicher Klebwax ... okay, der musste sein. Jetzt ernsthaft:
Verstehe ich das richtig, dass der Alkohol im Baumarkt also günstiger ist, aber nicht so rein?
Mit Lötfett meinte ich auch Kolophonium. Das war bei meinem Lötkolben auch dabei. Ich nenne es nur nie so, weil ich mit Kolophonium meine Bass-Saiten einreibe und das irgendwie nicht zum Löten passt. Zumindest möchte ich da nichts verwechseln. Muss die Begriffe noch richtig zuordnen. Klingt alles gut, was du schreibst. Aber wie nutzt du dann das Kolophonium-Isopropyl-Gemisch? Auf die Lötspitze? Auf das Bauteil?
Thanks!
Die Lötstelle sollte man nach dem löten reinigen. Wenn du ohne zusätzlichen Flussmittel arbeitest musst du es nich unbedingt machen, da dort relativ wenig Flussmittel drinnen ist. Zum Reinigen verwende ich entweder Verdünnung oder Platinenreiniger, Alkohol habe ich noch nicht getestet. Platinenreiniger habe ich in der Firma, Verdünnung zu Hause.
Flux ist einfach Flussmittel. Prinzipiell kannst du auch Lötfett nehmen, du musst aber auf den Inhalt achten. Teilweise sind Inhaltsstoffe drinnen die die Oxidation entfernt. Die solltest du nicht nehmen, da sie meist säurehaltig sind.Zitat:
2. Im zweiten Video sowie in vielen SMD-Videos wird dieser "Stift" verwendet, der im obigen Video nur "external flux" genannt wird. Entspricht das dem Lötfett beim bleifreien Löten? Dieses wird teilweise auf die Lötstelle aufgetragen, teilweise aber auch vor dem Lötvorgang auf die Kolbenspitze direkt. Was könnt ihr empfehlen?
Beim Löten muss die Oxidation entfernt werden, auch auf dem Lötkolben. Wenn etwas oxidiert ist kannst dudu nicht löten. Was du meinst dist die Beschichtung der Lötspitze, die darf nicht entfernt werden (deswegen auch nicht mit Scotch o.Ä. reinigen). So aufwendig wie im Video habe ich das noch nicht gemacht. Wenn etwas oxidiert ist einfach Oxidation entfernen, bei Bedarf Flussmitel zugeben, Lötspitze abstreifen (am Schwamm bzw Messinggeflecht) und Löten. Nach dem Löten Spitze nicht reinigen, erst vor dem Löten.Zitat:
3. Das Reinigen der Kolbenspitze ist mir noch nicht ganz klar. Ich tendiere nun zu einem trockenen Messingschwamm, den ich bereits besorgt habe. Aber im obigen ersten Video wird zunächst mit einem Tuch abgewischt und dann nochmals am Rand des (hier nassen) Schwammes. Weshalb zweimal? Und prinzipiell geht es doch darum, das überschüssige Lötzinn von der Spitze zu entfernen, aber eben die Oxidation und Oberfläche der Spitze nicht zu beschädigen, richtig?
Normalerweise mache ich das nicht, sollte aber zuviel Flussmittel auf der Platine sein, dann reinige ich es.Zitat:
4. Zum Ende des zweiten Videos wird ein Papiertuch übergelegt und gepinselt, so dass alle Feuchtigkeit (wohl vom Lötfett?) aufgesaugt wird und die Lötstelle gereinigt. Das finde ich interessant und einleuchtend. Macht ihr das auch?
Schaut nicht schlecht aus. Teilweise etwas zuviel Zinn. Es sollten schöne Kegel sein, bei "K" würde ich das Zinn entfernen und neu löten, da dort ein Bauch ist. Wichtig ist das du Pad und Pin gleichzeitig erhitzt, ausreichend Hitze hast und das Zinn nicht zu schnell zuführst. Auch darauf achten wie das Zinn verrinnt (schau wie es im Video 2 gemacht wird). Wichtig ist auch das die Bauteile aufliegen, speziell bei mechanischer Beanspruchung (Stecker, IC-Sockel, bzw schweren Bauteilen wie Trafos,...). Teilweise hilft auch ankleben (mit Heißkleber).Zitat:
Abschließend: Ich könnte sicher den Nibo auch mit meinen jetzigen Fähigkeiten und Methode löten und er würde funktionieren, aber es interessiert mich sehr, besonders "schöne" Lötstellen zu erzeugen und ich möchte es auch lernen. Daher hier die zuletzt angelötete Stecker-Leiste an das LCD1602, damit ihr einordnen könnt, wie "miserabel" ich löte:
Gutes neues Jahr auch dir und viel Erfolg.Zitat:
Ich danke euch schon jetzt wieder und bin sehr gespannt!
HAPPY NEW YEAR
Edit: Flussmittel immer auf die Platine, nie auf die Spitze. Das Flussmittel hilft dem Zinn besser zu fließen (deswegen Flussmittel).
MfG Hannes
Sorry für den pingeligen Widerspruch.Zitat:
Isopropylalkohol. Isopropanol .. Und ob das 100% oder 90% sind ist vollkommen egal ..
Da die übliche Handelsform eine wasserhaltige Mischung ist - abgesehen von speziellen Labormischungen - UND weil dieses Propan-2-ol ein azeotropisches Gemisch ist, sind 90% oder 100% nicht soo einfach erreichbar; Laborreinheiten, physikalisch oder medizinisch, sind meist 99,9%. Handelsüblich ist 70% oder weniger. Die Schädlichkeit ist mässig - daher auch eine relativ hohe MAK : 490 ml/m3 (bis 1977: 980 mg/m3) siehe dies oder Sicherheitsdatenblatt.
Ist heutzutage schwer zu bekommen. Statt Klebwachs und Bindedraht nimmt man jetzt Heißkleber und Kabelbinder. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.
Grundsätzlich muß man für größere Reinheit immer mehr bezahlen. Daher spricht man ja auch von Apothekerpreisen. Da ich Isopropanol auch für andere Sachen benutze, kauf ich immer im Internet einen Kanister.Zitat:
Verstehe ich das richtig, dass der Alkohol im Baumarkt also günstiger ist, aber nicht so rein?
Beim Alkohol kommt noch eins dazu, die Steuer. Alkohol ist beliebig billig herzustellen, die Gärung macht das fast von alleine aus jedem kohlenhydrathaltigen Abfall. Wird er zum Trinken verwendet, muß er aber extra versteuert werden. Damit diese Steuer nicht fällig wird, wird er untrinkbar gemacht. Früher wurde er mit Schweinegalle 'vergällt', heute nimmt man anderes. Das ist dann der "Brennspiritus". Im medizinischen Bereich ging das nicht, daher kamen die Ärzte leicht an unversteurten Alkohol oder auch Franzbrantwein. Man ist dann dazu übergegangen, die Patienten nicht mit Franzbrantwein abzuwaschen sondern mit Isopropylalkohol, Waschalkohol. Der ist nicht trinkbar, muß aber für den Einsatz am Patienten natürlich rein sein.
Beim Reinigen von Platinen (oder Fenstern, Fettflecken ...) oder beim Anrühren von Flußmittel spielt so etwas wie Reinheit oder Keimfreiheit keine Rolle. Da kann man auch vergällten Brennspiritus benutzen
MfG Klebwax
Das mit dem azeotropen Gemisch ist hier nicht so sehr relevant, denn man will die Alkohol-Wasser-Mischung ja hier nicht durch Destillation aus Wein oder Bier erst herstellen.
Handelsüblich sind Isopropanol-Konzentrationen von ca. 99,9% (das Azeotrop wären nur ca. 88%) und bei Ethanol von bis zu 96% (das wäre hier tatsächlich das Azeotrop, es gibt aber auch "absoluten Ethanol" mit 100%), aber es lassen sich alle beliebigen Konzentrationen mit Wasser herstellen, da es ja auch beliebig mit Wasser mischbar ist: daher kann man es beliebig ohne Aufwand von 96% oder 99,9% durch Zugabe von Wasser "herunter-verdünnen".
Je konzentrierter, also je niedriger der Wasseranteil von Alkohol-Wasser-Mischungen (jeder Art), desto lipophiler sind sie, d.h. desto eher kann diese Alkoholmischung Fett oder fettähnliche Stoffe (auch Lötfett) lösen,
je mehr Wasser enthalten ist, desto hydrophiler ist das Gemisch, d.h. desto besser kann es auch wasserlösliche Substanzen lösen und desto weniger gut Fett.
70% wären zum Fett-lösen schon sehr grenzwertig.
70%ige Alkohol-Wasser-Mischungen werden allerdings eher in der Medizin etc. als Desinfektionsmittel und in der Pharmazie auch 70% oder 90% (oder auch noch geringere Konzentrationen) als Lösungsmittel z.B. für Arzneimittel und Pflanzenextrakte verwendet. Apotheken-Alkohol ist meist extrem hoch gereinigt (Analysen- oder Arzneibuchqualität) und daher auch entsprechend teuer.
Nach meiner Erfahrung eignet sich Brennspiritus (= vergällter, 96%iger Ethylalkohol / Ethanol) für Reinigungszwecke ebenso gut wie 90-99,9%iger Isopropylalkohol / Isopropanol.
Ich nehme zum Reinigen immer einen Edelstahlschwamm, mit sanftem Druck geht das ganz gut. Oder Taschentücher. Meiner Lötspitze geht es nach wie vor gut dabei. Oft wird auch gern ein nasser Schwamm genommen (bei Weller Standard), kürzlich schrieb wer anders irgendwo daß das auch nicht gut sei wegen der plötzlichen lokalen Abkühlung und damit einhergehender Risse in der Schutzschicht.
Ich schätze aber, zumindest im Hobbykeller ist das langsam Überoptimierung.
Lötfett ist üblicherweise für Dachrinnen und ähnliches...enthält evt. Kolophonium (ist aber keins!) und hat auf der Platine nix verloren. Und daß was wir hier Kolophonium nennen ist auch das gleiche Zeug mit dem du deine Baßseiten einreibst (und ich vor langer Zeit einen Geigenbogen).
Zum Reinigen nehme ich für gewöhnlich gewöhnlichen Spiritus oder Isopropanol. Verdünnung würde ich nicht unbedingt nehmen, da hätte ich Bedenken daß sich Lötstopp und Bestückungsdruck der Platine verdünnisieren. Von Aceton würde ich aus den gleichen Gründen definitiv die Finger lassen.
Noch etwas zu deinen Bildern:
-Ja, zuviel Lötzinn. Die Hälfte davon würde auch ausreichen. So sieht das besser aus:
http://www.sprut.de/electronic/platinen/besser.jpg
Ich gehe beim Löten folgendermaßen vor:
- Lötspitze sauber streifen, darf ruhig trocken sein
- Einen winzig kleinen Tropfen Lot auf die Lötkolbenspitze geben (das Lottröpfchen sorgt für einen guten Wärmekontakt zwischen Lötkolben und Lötstelle)
- Den Lötkolben an die Lötstelle möglichst am Rand anlegen, so daß man gut mit dem Lot rankommt ohne den Lötkolben zu berühren
- Das Lot am heißen Bauteil (und zwar nur da, nicht am Lötkolben oder so) abschmelzen bis genug Lot da ist.
- Lotdraht und Lötkolben zügig entfernen, möglichst ohne das flüssige Lot zu bewegen.
Das gab bisher immer recht brauchbare Lötstellen.
Ich danke euch allen für die wieder unglaublich kompetenten und sympathischen Antworten und Erläuterungen!
Wenn man, wie wir alle sicherlich, auch parallel zu anderen Themen in anderen Foren unterwegs ist, dann schätzt man diese Mentalität und "Kultur" hier extremst.
Ich werde mir etwas "Brennspiritus" besorgen und dann nochmals alle Varianten testen. Habe noch alte (grausame) Lötstation-Projekte aus meinem Teenager-Alter, die neue Verbindungen gebrauchen könnten. Erst dann werde ich den Burger quälen. ;)
Einen schönen Silvester-Abend für euch alle! :-({|=
Übrigens: Parallel zu meinen richtigen Projekten habe ich heute zum ersten Mal mit den Kids ein LEGO-Fahrzeug mit meinem alten RCX-Motor und einem Arduino-Breadboard-Powerbank-Package "autonom" fahren lassen. Morgen kommt wenigstens noch der Light-Sensor mit dazu. Kurven gibt's erst mit dem Burger oder wenn meine beiden China-Motoren ankommen. :D