Arbeitsschritte sind ja die folgenden:Zitat von Manf
(1.) Ankörnen (nicht nötig bei Fräsmaschine)
2. Zentrierbohren
3. Vorbohren
4. Hauptbohrung
Das Problem ist das ein Spiralbohrer immer ein bisschen hin und her wabbelt weil er keine mechanische Führung hat solange der Grosteil des Schaftes in der Luft ist.
Durch die Zentrierbohrung (118° Grad Flankenwinkel, freie Spitze) gibt man der Bohrerspitze die für Stahl auch 118° hat die nötige Führung damit der Bohrer sich nicht seitlich wegbiegen kann. Ein Zentrierbohrer ist kurz und relativ dick, deswegen verbiegt er sich weniger.
Sobald die Zentrierbohrung weggebohrt ist übernimmt die vom Bohrer selbst gebohrte Bohrung die Führung des Bohrerschafts.
Kritisch wirds dann wieder wenn die Bohrerspitze unter dem Werkstück herausstösst. Damit fehlt ihr die Führung und sie kann wieder biegen und die Bohrung größer machen als man will.
Darin besteht auch zwischen Fräs- und Bohrmaschine kein Unterschied. Der Bohrer biegt sich immer als erster und am stärksten.
Der Vorteil eines Kreuztisches besteht darin das man nicht ankörnern muss sondern direkt zentrierbohren kann.
Vorbohren tut man damit die Kräfte nicht zu groß werden und weil es keine so großen Zentrierbohrer gibt (jedenfalls hab ich noch keinen gesehen)
Es gibt aber auch den gefährlichen Effekt des Einhakens, d.h. wenn die Bohrerschneiden keinen Span mehr abheben sondern im Material stecken bleiben. Dann gibt es 2 Möglichkeiten, entweder der Bohrer dreht sich im Futter oder das Werkstück dreht sich mit dem Bohrer. Da das ganz schön weh tun kann sollte man auch ab ca. d6 das Werkstück verdrehsicher einspannen. Das ist dann reiner Selbstschutz. Das passiert so plötzlich das man da überhaupt nichts machen kann. Vor allem beim Durchbruch der Bohrung. In weicheren Materialien ist das nicht so schlimm aber in Stahl z.B. kann man das ab ca. d6 eben nicht mehr mit der Hand halten, jedenfalls ich nicht ;-( Der Lastwechsel von "mei geht des leicht" nach "Sch... !Klong!" geht aber so schnell das da ausser Kraft auch Reaktion dazukommen muss, deswegen spannen auch Bodybuilder sicher ein ,-)
Mir ist das einmal passiert. Hab Gott sei Dank sofort losgelassen. Alles was auf dem Bohrtisch noch so rumstand ist mir aber um die Ohren geflogen, inkl. Messmittel und >Bohrwasserbecher< -> Prust...
Damit das weniger oft passiert gibt es auch noch ein paar Tricks.
1. Bohrwasser verwenden -> Kühlung, Schmierung. Dann halten auch die Bohrer länger
2. Bei Messing z.B. kann man die Schneiden des Bohrers leicht stumpf machen, dann reisst er weniger.
3. Die Bohrer Ausspitzen. D.h. die Rückseite der Schneiden so abschleifen dass die Querschneide des Bohrers reduziert wird. Die Querschneide ist der Teil 55° zwischen den Hauptschneiden des Bohrers, praktisch die angespitze Seele zwischen den Schneiden. Dadurch drückt der Bohrer weniger und schneidet mehr. Das kann wahre Wunder wirken. Mehr als 1/10 des Seelendurchmessers sollte die Querschneidenlänge nicht betragen wenn ich es noch richtig im Kopf hab...
Ein Bohrer ist dann gut wenn beim Bohren 2 gleichmässige Fließspäne aus der Bohrung laufen (Nicht bei Messing und Glasfaser usw.).
Was man auch beachten sollte ist, das es selten Bohrer gibt die den Durchmesser bohren der draufsteht. Meistens bohren sie 1 bis 2 10tel größer. Kommt daher das sie meistens nicht absolut gerade sind, bzw. die Schneidengeometrie eigentlich nie exakt gleich ist.
Also bohrt man immer 1 bis 2 10tel kleiner als man will und tastet sich dann langsam rauf.
Wegen dem Einspannen über die Schaftlänge hinaus...die Seiten der Wendel sind keine Schneiden, im Gegensatz zu einem Fräser. Das ist die eigentliche Führung des Bohrers. Je kürzer der Bohrer desto weniger biegt er sich und desto weniger stark wirkt sich die Krümmung aus. Daheim würd ich's machen, im G'schäft gibts diverseste Längen. Mann sollte halt aufpassen das man die Führung dabei nicht vermackt, ich könnte mir vorstellen das es einmal die Fläche der Bohrung versaut und das Einhaken fördert.
Die 0,8mm - 1mm Bohrer fürs Platinenbohren z.B. breche ich mit ner Zange immer ab damit ich sie kürzer einspannen kann. Bei mir verbiegen die sich sonst so schnell wenns mal hakt und dann mach ich mir immer die Pads kaputt weil man das bei der Größe kaum sieht und der Bohrer über die Pinaussparung des Pads dann das Kupfer von der Platine schruppt.
Aber den Chef würd ich nicht dabei zusehen lassen ,-)
Man bohrt aber nicht immer vor. Ich war z.B. live dabei als ein Kollege an einer, zugegeben großen, Drehmaschine mit nem 30er Bohrer direkt ins Volle gebohrt hat. Da er danach sowieso noch ausdrehen musste war die Fläche, Position und der Durchmesser der Bohrung egal, und genügend Kraft hatte die Maschine eben auch. War ein echtes Erlebnis, hätte nie gedacht das das gut gehen würde, aber er hat gemeint das macht er auch mit nnoch viel größeren Bohrern, was sind schon 30mm ,-)
Hoffe geholfen zu haben,
Gruß, Sonic
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