Sprache ist lebendig (äh, ist halt so ;- ) und der Versuch, ab und zu die gröbsten Auswüchse wieder in ein nachvollziehbares Regelwerk zu fassen, ist durchaus löblich. Wo währn vir one denn gutten Lutherr, der unsrer Sprach vür alle ein gleiches Mass gegeben hath. Jeder thäte shreiben, wi er wolthe und keiner könte es fersten.

Dass es trotzdem zahlreiche Unstimmigkeiten gibt, ist ja nicht Konrads Schuld - dafür sind die Menschen verantwortlich. Es heißt "packen" aber "Paket" - die Engländer sprechen es richtig aus "Packet" - und schreiben es auch richtig.
"Geh weg" oder "Gehweg" - gleich geschrieben aber unterschiedlich ausgesprochen.
Bett, Gebet, Beet - drei Schreibweisen aber nur zwei Sprachformen.
Wem will man zumuten, das zu vereinheitlichen? Da lassen wir es besser, wie es ist.

Mir graut's allerdings schon vor der Einarbeitung der heute zunehmend gelebten Sprache in die Grammatikregeln. Den Genitiv werden wir dann wohl begraben müssen. (Das liegt ja auch klar im Ermessen von dem Sprecher.) Zeitformen werden im gesprochenen Deutsch ohnehin auf Präsens und Perfekt reduziert. ("Ich gehe (morgen) ins Kino." "Gestern hab ich Schule gehabt.") Nur "sein" wird noch gelegentlich im Imperfekt verwendet. ("Gestern war ich krank.") Artikel werden dann generell weggelassen ("Fährst du mit Auto oder Zug?") und Verben benutzen wir nur noch, wo man sich nicht selbst denken kann, welches gemeint ist. ("Mama, kann ich Eis?")

Die Franzosen sind uns in der Pflege ihrer Sprache weit voraus - und werden dafür oft belächelt. Aber im Grunde haben sie Recht. Und wenn die Unterschicht "Gossenslang" redet müssen das Leute mit etwas Bildung ja nicht zwangsweise nachmachen.