Hallo Klebwax,
Das ist der kleine Unterschied zwischen Schönwetter-Elektronik und robuster Industrieelektronik!
Das fängt schon bei den 230V an der Steckdose an, die sind auch nur auf +/-10% garantiert.
Allerdings gibt es da auch Transienten, da kommt auch mal eine 1kV Spannungsspitze vor, nicht nur bei einem Gewitter. Alle paar Monate kann so ein Transient auch mal 10kV aufweisen.
Bei einer Unterbrechung des Neutralleiters im 3-Phasen-Netz, können an einer 230V Steckdose bis zu 400V anliegen. Das geht auch, wenn du in deiner Wohnung nur ein 1-Phasen-System hast, der Hausanschluss ist fast immer 3-Phasig.
Bei einem Kurzschluss löst zwar der Leitungsschutzschalter (LS) aus, aber der braucht ein paar Halbwellen. Die Ströme liegen da im Bereich von 100-200A, was zu entsprechenden Spannungsabfällen führt. Findet der Kurzschluss gegen die Schutzerde (PE) auf, können entsprechend hohe Spannungen zwischen den PE verschiedener Steckdosen auftreten. Sind jetzt zwei Geräte an diesen Steckdosen angeschlossen, welche über irgendeine Signalleitung miteinander verbunden sind, hast du diese Spannung auch auf den Eingängen.
Auch wenn der LS auslöst, sind die Geräte am betroffenen Stromkreis noch miteinander verbunden. Induktive Verbraucher (Trafos, Motoren, Netzfilter usw.) erzeugen dann, durch die Gegeninduktion eine, Spannungsspitze, welche sich locker im kV-Bereich bewegt. Deshalb auch die Freilaufdiode in der Elektronik. Heute gehen in diesem Fall, dadurch auch andere Geräte defekt, als dasjenige, welches den Fehler verursacht hat. Auch wenn beim EVU eine Sicherung fällt, hast du das selbe Problem, allerdings hast du dann die ganzen Verbraucher aus deiner Strasse gegen dich.
Bei einem Blitzschlag ergeben sich durch die hohen Ströme entsprechende Magnetfelder. Jeder Draht wirkt dann als Windung eines Trafos, der Blitz braucht also nur in der näheren Umgebung einzuschlagen um Gerätedefekte zu erzeugen.
Auch Kapazitive Kopplung zwischen parallel verlegten Drähten führt zu Störspitzen.
Manch einer hört in seinen Lautsprechern, wenn sich der Kühlschrank ein-/ausschaltet oder jemand im Keller das Licht an-/aus macht.
Auch ein stabilisiertes Netzgerät kann ausfallen und zuerst einmal eine Überspannung ausgeben, bis dessen Sicherung durchbrennt.
Und dann gibt es noch die dummen Fehler.
Wir hatten in einer Fabrik, mit sehr gestörtem Netz, einen Spannungsstabilisator für 230VAC eingebaut um vor allem Messgeräte zu versorgen.
Aus irgendeinem Grund haben die Elektriker diesen versetzt und falsch angeschlossen. Die Geräte erhielten dann 440VAC anstatt der normalen 220V (ist schon eine Weile her, deshalb die 220V). Da hat dann keines der Messgeräte mehr funktioniert. Bei meinen Geräten war eine Schmelzsicherung und ein Varistor hinter dem Netzfilter eingebaut, da musste man die Sicherung austauschen. Andere Geräte hatten einen Totalschaden.
Die Elektronik ist da auch nicht anders als das tägliche Leben, beides hält sich nicht immer an Normen!
MfG Peter(TOO)
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