Zu meinen Erfahrungen mit dem Legozeugs:
Ich hatte früher, zu Schulzeiten, ein Wahlpflichtfach "Roboterbaulabor". Da haben wir mit dem RCX-Kasten und reichlich Zubehör rumgebastelt.
Damals war ich vllt 15, hatte noch null Ahnung von Elektronik, Digitaltechnik und prorammieren konnte ich auch noch nicht.
Mit diesen Vorrausetzungen hat mir das echt Freude gemacht. Wenn mein Höchstes damals auch nur ein Roboter mit Kettenantrieb war, der irgendwo hin fuhr und bei Kontakt mit einem Hindernis einfach zurückfuhr, irgendwohin gedreht hat und dann geradeaus weitergefahren ist. Die Weiterentwicklung konnte dann einer Linie folgen. Andererseits hatten wir nur 2x45min Zeit pro woche, und ich mußte mir den Kasten mit zwei total demotivierten Mitschülern teilen-die Software habe ich dann selber außerhalb der Schule geschrieben.
Ich muß ebenfalls sagen, die Lego-Kästen werden definitiv zu Unrecht belächelt. Den Kettenantrieb in meinem Beispiel hatte ich in einer Stunde fertig. Da war noch ein anständiges Getriebe für jede Kette mit drin damit der Roboter es auch einigermaßen bergauf geschafft hat. Das Ganze selber zu konstruieren wäre sau aufwendig, und ob es dann auch mit der gleichen Präzision funktionieren würde (wobei man die Anforderungen an Lego da natürlich auch nicht zu hoch schrauben sollte) ist eine andere Frage.
Allzumal die materiellen Bedingungen eines Selbstbaus auch nicht ohne sind (Werkstatt, Werkzeuge wie Tischbohrmaschine, evt. auch Drehe und Fräse, usw.).
Das Argument von Rabenauge, dass die Teile ordentlich Zaster kosten, kann ich nur bestätigen. Die Qualität ist fraglos gut, kostet aber eben entsprechend.
ABER: Würde ich meinen Lego-Roboter von damals heute ohne Lego in ähnlicher Weise nachbauen, mit Getriebe, Kettenantrieb, usw. könnte ich mir dafür vermutlich mindestens einen Lego-Kasten mit etwas Zubehör dafür leisten. Dafür muß ich mit dem Lego-Kasten nicht mit meiner lieben Freundin die Zeiten ausschachern, ob ich in unserem Schlafzimmer Späne machen darf. Löten krieg ich ja ab und zu noch durch, aber wie ich die Produktion von Metall/Kunststoffspänen aushandeln sollte weiß ich nicht.
Und das Problem wird wohl auch so manch anderer Vater haben, der sich für Sohnemann Zeit nehmen will.
Und gestandene Ingenieursprogramme wie Matlab oder LabVIEW (wo eine einzelne Lizenz mehrere tausend Tacken kostet) sind mittlerweile auch in der Lage, die NXT-Bausteine zu programmieren. Damit ist zumindest der NXT definitiv kein einfaches Spielzeug mehr. (Auch wenn Rabenauge dazu ja schon ausführlich geschrieben hat.) Nicht-Eingeweihte mögen Lego zwar belächeln, aber lächerlich ist es deshalb noch lange nicht.
Und um auch mal abseits der technischen Dinge zu argumentieren:
Lego ist meiner Meinung nach noch eines der wenigen "guten" Spielzeuge. Zu Zeiten, wo Playstation und Wii usw. noch nicht so weit verbreitet bzw noch gar nicht da waren gab es z.B. die Metallbaukästen von TRIX. Auch allgemein war der Anteil von Spielzeug, welches kreatives Schaffen und handwerkliche Fähigkeiten förderte, früher weitaus höher als heute. Ich persönlich finde das ziemlich schade, da sehr viel Spielzeug heutzutage die Kinder/Jugend mehr oder weniger dumm lässt. Die geistige Reife bleibt damit halt auf der Strecke.
Ich will damit jetzt keine Diskussion über pädagogisch wertvolles/wertloses Spielzeug entfachen, würde es aber begrüßen, wenn wir ein m.M.n. gutes Spielzeug auf diese Weise unterstützen würden, in dem es in diesem Forum zumindest willkommen ist und auch entsprechend angesehen wird.
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