Hi Willi,
Lass mich bitte ein bisschen ausholen. Es gibt im Prinzip zwei Arten, Servos zu hacken. Beide Arten zielen darauf ab, dem Servo beizubringen, mehr als eine (eigentlich unendlich viele) Umdrehungen in beide Richtungen fahren zu können. Damit dient der Servo als einfacher, günstiger, starker, kleiner Gleichstrom-Getriebemotor. Daher wird in beiden Fällen der mechanische Anschlag im Servo drin auf der Abtriebswelle (und evtl. auch am Gehäuse) entfernt, damit überhaupt die Abtriebswelle von der Schwenkwinkelbegrenzung befreit wird.Zitat von Kucky
Hack1a)
Die Elektronik bleibt im Wesentlichen im Servo.
Das Poti zur Messung der Stellung der Abtriebswelle wird aus dem Servo entfernt.
Zwei Widerstände in Spannungsteiler-Schaltung werden als Potiersatz eingebaut. Beide zusammen haben ungefähr den Gesamtwiderstand des Potis. Dadurch wird der Servoelektronik eine "Mittenstellung Poti" stabil vorgegaukelt.
Hack1b)
Die Elektronik bleibt im Wesentlichen im Servo.
Die Kupplung der Abtriebswelle wird so weit bearbeitet (abkneifen o.ä.), dass sie nicht mehr in die Aufnahme des Potis reicht.
Das Poti bleibt eingelötet und wird auf "Mittelstellung" gebracht; evtl. fixieren.
Dadurch erkennt die Servoelektronik DAUERND die Mittenstellung des Potis. Funktioniert also elektrisch wie Hack1a.
Zu Hack1) Der Servo wird wie üblich nur mit einem PWM-Signal angesteuert, siehe hier. Wird die PWM mit Pulslänge "Mitte" gefahren, dann tut sich nix am Servo - der "steht" ja schon auf Mitte. Wird mit Pulslänge "links" gefahren, dann dreht sich der Servo mehr oder weniger schnell nach links, je nachdem die Pulslänge vom Wert für Mittelstellung abweicht. Gleiches gilt für Rechtsfahrt.
Vorteil: Ansteuerung ist wie üblich mit PWM möglich.
Nachteile: Die Feinheit der Ansteuerung ist auf "halbe Pulslänge" reduziert - das ist aber von eher theoretischer Bedeutung, das maximale Tempo des Servos wird nach meiner Erfahrung trotzdem erreicht. Die Ansteuerdynamik ist auf die 50-Hz-Pulse des Servos reduziert. Das kann eher bedeutungsvoll sein - bei Regelaufgaben ist diese Dynamik manchmal zu langsam.
Hack2)
Die Elektronik wird komplett entfernt, einschließlich des Potis. Der Motor wird direkt an die Versorgung angeschlossen. Das ist natürlich auch möglich, durch einfaches Umgehen der Elektronik - wie bei Deinem Link gezeigt. Ich hatte das so gemacht (klick), siehe dort auch am Threadanfang.
Vorteil: Die Ansteuerung kann den vollen PWM-Bereich ausnutzen. Die Ansteuerung kann mit wesentlich schnelleren PWM-Frequenzen arbeiten als 50 Hz - bei kleinen Motoren 1 kHz bis 20 kHz - evtl. mehr. Dies ist bei schnellen Regelungen sinnvoll.
Nachteil: der gehackte Servo ist jetzt "nur" noch ein Getriebemotor und muss mit einem getrennten Motortreiber angesteuert werden.
Bei dem von Dir verlinkten Umbau wird die Servoelektronik überbrückt - der ServoMOTOR wird direkt angesteuert und Du brauchst >bei diesem Umbau< die Widerstände nicht. In diesem Fall könntest Du - wie übrigens auch beim Hack2 - den Servo direkt schalten, sprich: über Ein/Aus mit Spannung versorgen . . . wenn Du nicht mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (oder z.B. Kurven) fahren möchtest.Zitat von Kucky
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