Hallo Christian,

das mit der Rechtwinkligkeit ist oft ein Problem. Vor allem bei den Maschinen, die man sich gerade leisten kann. Da geht es vielen so. Und auch ich hab da oft um den rechten Winkel zu kämpfen. Meine Bohrmaschine ist nichtmal eine Tischbohrmaschine, sondern eine Handbohrmaschine in einem Bohrmaschinenständer aus dem Baumarkt. Wenn ich nach jedem Murks meinerseits meine Murxausrüstung verschrotten würde, dann hätte ich schon ein riesiges Vermögen geopfert. Das bringts wohl nicht.

... trotz anzunehmender rechtwinkigkeit aller Teile ...
Ich glaube hier sprichst du unbewusst die wahre Ursache der Probleme an. Jedenfalls erinnert es mich daran, dass ich früher auch Annahmen über Rechtwinkligkeit getroffen habe. Die Realität hat mich gelehrt: WIR KÖNNEN KEINEN RECHTEN WINKEL ANNEHMEN. Wir müssen jeden rechten Winkel selbst nachprüfen.

Und einfache Maschinen, aber oft auch teure Maschinen muss man selbt in den Winkel bringen. Bei meiner Bohrmaschine muss ich vor heiklen Aufgaben immer den Winkel zwischen Bohrfutter und Tisch kontrollieren und oft auch nachstellen. Am Bohrer kann man nicht gut messen, drum ein Stück gerades Rundmaterial von ungefähr Bohrerdurchmesser ins Futter spannen und das Winkelmass dranhalten. Solange korrigieren bis in allen Richtungen der Winkel stimmt.

Der Maschinschraubstock in der Hosentasche wird wohl noch nicht viel nutzen. Wenn der aufgespannt ist, kann man einmal testen. Kleine Werkstücke verdrehen sich gern im Schraubstock und runde Teile sowieso.

Da muss man verschiedene Varianten des Einspannens mit Unterlegen zusätzlicher Teile versuchen, bis man auch da einen rechten Winkel erhält. Ich mach da an Reststücken Probebohrungen, weil ich die bösen Überraschungen am eigentlichen Werkstück nicht brauchen kann.

Oben habe ich 2 Varianten beschrieben. Die erste mit dem händisch zugeführten Bohrfutter kann ich nur sehr geübten Handwerkern empfehlen. Besser ist die 2. Variante mit erst bohren und dann rundschleifen:

Also Vierkantmaterial erst dünn bohren und ohne Umspannen des Werkstücks und ohne Höhenverstellung der Tischbohrmaschine fluchtend aufbohren. Die grösste Fehlerquelle ist da das Verlaufen des dünnen Bohrers. Darum Bohrposition gut ankörnen. Werkstück einspannen. Bei stehender Maschine den dünnen Bohrer an die Markierung fahren und Schraubstock einrichten. Dann den dünnen Bohrer bei laufender Maschine ganz sachte an die Körnermarkierung bringen. Wenn der Bohrer von der Körnung gefangen wird, sieht man, ob er verbogen wird. Da muss man jetzt die Position des Maschinschraubstockes so lange korrigieren, bis der Bohrer gerade bleibt. Erst dann hat man das Werkstück wirklich richtig positioniert und kann das dünne Loch bohren. Dann mit dem dickeren Bohrer bis zur Hälfte aufbohren. Wie gesagt: Werkstück eingespannt lassen, Schraubstock festgespannt lassen, Oberteil der Maschíne nicht verstellen. Nur Bohrer wechseln.

Wenn das gelungen ist, kann man noch eventuelle Querbohrungen für Madenschrauben anbringen.

Das Rundschleifen kann ich später beschreiben, wenn die Bohrungen mal fertig sind.

grüsse,
Hannes