Die Simulationsprogramme simulieren natürlich auch immer nur so gut, wie du ihnen das Problem bekannt gibst. Das soll heisen: Wenn du deine Schaltung nur unzureichend modellierst und einige Parameter, die in Wirklichkeit großen Einfluss haben weglässt, dann wirst du auch kein gutes Ergebniss erzielen. Zudem muss man sich mit der Funktionsweise der Simulatoren schon ein wenig genauer befassen, um zu wissen was dieser kann und was eben gar nicht geht.
Kleines Beispiel anhand LT-Spice und dem Educational example file colpits2.asc:
Wenn in diesem Beispiel bei den Simulationsparametern vergessen wird anzugeben, das die Betriebsspannung für die Transientenanalyse bei 0 Beginnen soll und dann auf ihren eigentlichen Wert hochgefahren wird, wird der Oszillator unter umständen nie mals anschwingen. Hier kann nun z.B. eine Startbedingung gesetzt werden, welche z.B. wie folgt aussehen könnte ".ic I(L1) = 1E-9". Durch diese Angabe wird zum Startzeitpunkt ein Stromfluss von 1 nA durch die Spule L1 festgelegt, was hier für einen Start vollkommen ausreichend ist. Alternativ kann man auch die Betriebsspannung bei 0V beginnen lassen, was zwar einen anderen Effekt nutzt, aber die gleiche Auswirkung hat (schwingender Oszillator). Warum da ganze nun ohne diese "Tricks" nicht funktioniert ist eigentlich ganz einfach: Vor der Transientenanalyse wird eine Gleichstrom-Analyse durchgeführt, bei der sich für diese Schaltung ein stabiler Arbeitspunkt ergibt. In diesem wird nun mit der Transientenanalyse gestartet, was zur Folge hat, das sich das System ohne eine Anregung von Außen in seinem stabilen Zustand verharrt und somit niemals zu schwingen beginnt. Hab ich zwar jetzt nicht explizit ausprobiert, aber das abschalten der Suche nach dem Arbeitspunkt müsste den gleichen Effekt haben (war glaub ich ".tran ...... uic").
Du siehst also, das schon ein wenig Grundwissen über die Funktionsweise der Simulatoren nötig ist, wenn man nicht alle paar Minuten in irgend welche Probleme tappen möchte. Wenn das wissen dann da ist, kann man mit Simulationsprogrammen auch relativ realitätsnahe Ergebnisse erzielen. Ist dann nur eine Frage der Detailliertheit/Qualität deiner Schaltungsbeschreibung und der Rechenleistung, die du reinsteckst.
Kleine Anmerkung noch am Rande: Zu genaue Schaltungsbeschreibungen machen auch meistens keinen Sinn, da man selbst ja meist nicht alle Parameter kennt, da diese ja später auch häufig noch durch den Aufbau variieren.
Ich nutze im übrigen fast ausschließlich das LT-Spice, welches von Linear Technology jedermann kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Nur die Bedienung ist nicht gerade der Hit, aber man kann ja notfalls auch die Schaltung in Form von Netzlisten eingeben, für den der's liber HardCore mag.
Gruß, Volker
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