@stochri
Was die Fussballrobotermeisterschaften anbelangt, bin ich da anderer Meinung: Ich habe mir die Wettkämpfe ein paar mal angeschaut und war beeindruckt, wie deutlich der Entwicklungsschub vom einen zum nächsten Mal war.
Auch wenn's im Folgenden ein bisschen zu philosophisch wird:
Da haben wir beide das gleiche gesehen und ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen daraus gezogen.
Auch ich bin von den Fortschritten beim Robocup beeindruckt. Trotzdem bleibe ich dabei, dass die menschlichen Fähigkeiten auf einem anderen - und damit meine ich höheren – Level angesiedelt sind, als das was Roboter zur Zeit und auch in absehbarer Zukunft leisten können. Woher kommt unsere unterschiedliche Einschätzung? Vielleicht liegt der Grund in einer unterschiedlichen Bewertung der Dinge, die Menschen wie selbstverständlich können( z.B. gehen, sehen, die gesehenen Bilder verstehen, Ähnlichkeiten erkennen, die verstandenen Bilder in zielgerichtete Handlungen umsetzen, usw. ). Und genau diese Dinge, die wir eigentlich gering achten, weil wir sie wie selbstverständlich können, sind eben sehr schwer auf Robotern abzubilden.
Als Beispiel könnte ein Schachspiel dienen. Gute Schachspieler halten wir im Regelfall für intelligent. Ich habe gegen einen Schachprogramm nicht die geringste Chance. Und so geht es wohl mittlerweile selbst den menschlichen Schachweltmeistern. Lautet die Aufgabe aber, „hol mal aus dem Nachbarraum das kleine Steckschach, das links neben den Mathebüchern steht und stell die Figuren auf“ bin ich den Robotern zur Zeit haushoch überlegen. Was verlangt nun mehr „Intelligenz“? Das Spiel selbst oder der Aufbau der Schachfiguren? Und ich glaube eben, dass der Aufbau mehr „Weltverstehen“ verlangt als das Spiel selbst.
Und wo ich nun gerade so schön um Rumspinnen bin, vielleicht noch zwei Gedanken zur menschlichen und zur Roboterintelligenz:
Das übergeordnete Motiv menschlicher Intelligenz ist meines Erachtens ein möglichst langes Überleben. Wer durch intelligente Handlungen überleben will, muss wissen, dass er sterben kann. Roboter wissen nichts vom Tod. Was sollte ihr Motiv sein, autonom intelligentes Verhalten zu entwickeln?
Können Roboter faul sein? Können Roboter Spaß haben? Autonome, intelligente Menschen können das! Also z.B.eine Entscheidung der Art treffen, dass sie lieber in der Sonne liegen, als sich ein langweiliges Roboterfußballspiel anzusehen. Erst wenn das von dir eingangs erwähnte Fußballspiel gegen eine menschliche Mannschaft nicht von Menschen, sondern von den gelangweilten Roboterfußballern selbst abgesagt wird, haben sie intelligentes Verhalten erreicht. Leider bin ich dann nicht mehr im Spiel.

Gruß, Günter