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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ingeneur vs Praktiker, muss das sein?



hardware.bas
20.05.2018, 21:30
Die Frage lässt sich dahin erweitern; sollten
Diplomingeneure, welche ohne Berufserfahrung
ein allgemeines technisches Studium absolviert
haben, höher gestellt werden, als die bereits
im Unternehmen vorhandenen versierten und
eingearbeiten Facharbeiter darunter die
Handwerksmeister, welche wesentlich höhere
Anforderungen in Bezug auf technische,
kaufmännische und ausbildungsspezifische
Fahigkeiten besitzen und die genannte
Berufserfahrung nachweisen mussten.
Sollten nicht die theoretisch oder nicht fach-
gebundenen Ingeneure die Innovationen der
sogenannten Basis nicht nur absegnen oder
ist eine konstruktive und innovative Zusammen-
arbeit mt Studiosis machbar,
VG Micha

HaWe
21.05.2018, 10:45
ich bin nicht aus dieser Branche, aber andersherum lautet die Frage doch: wozu Ingenieure einstellen, wenn man sowieso auch mit Facharbeitern und Meistern auskommt? Was erwartet man in der Firma von Angestellten mit Hochschulabschluss und warum?

Trotzdem scheint mir deine Frage ein bisschen wie der Streit um des Kaisers Bart.

Dass in Industrie, Wirtschaft und Verwaltung grundsätzlich ein Hochschulabschluss zu einer höheren Position und einer höheren Besoldungsgruppe schon bei Einstellung führt, ist schließlich doch gang und gäbe:
Ein "studierter Polizist" fängt sofort als Kommissar an und ist damit höher gestellt als langjährige Polizeimeister,
ein studierter Chemiker oder Pharmazeut beginnt in der Industrie bereits z.B. als Gruppenleiter in der 1. außertariflichen Besoldungsgruppe,
ein studierter Pharmazeut oder Mediziner, der nach Approbation zur Bundeswehr geht, wird sofort Offizier (Stabsapotheker oder Stabsarzt == Hauptmann), ohne vorher gedient zu haben, und steht damit trotzdem höher als alle langjährigen Mannschaftsdienstgrade,
auch Richter wird man nur mit abgeschlossenem Jurastudium,
und Arzt im Krankenhaus nur mit abgeschlossenem Medizinstudium und Approbation,
und dies sofort, ohne auch nur vorübergehend langjährigen Justizangestellten oder Pflegern oder Sanitätern gleichgestellt zu sein - trotzdem arbeitet man miteinander.

Dennoch macht man ja auch im oder unmittelbar nach dem Studium Betriebspraktika, Famulaturen, ein Praktisches Jahr, oder ein Referendariat, und so ist ein Akademiker nicht unbedingt völlig praxisfremd.
Wie dann die verschiedenen Berufsgruppen miteinander arbeiten, entscheidet letztlich der Arbeitgeber, ob kleine Arbeitsgruppen oder hierarchische Gruppen, Abteilungen und Sparten.

Inner- und außerbetriebliche Fort- und Weiterbildung kann und soll die betriebliche Stellung natürlich für die weitere Karriere durchaus nivellieren können:
Auch Norbert Blüm war zunächst Kfz-Lehrling bei Opel, dann dort Betriebsratsvorsitzender, und dann später letztendlich Bundesarbeitsminister.
Auch Edzard Reuter hat m.W. als Kfz-Lehrling angefangen, bei Mercedes Benz, erst danach hat er dann zusätzlich studiert und wurde dann dort Vorstandsvorsitzender (!!): Höher geht nimmer.
(Eine ähnliche Karriere hat, wenn ich mich recht erinnere, auch ein ehemaliger Banklehrling gemacht, der dann Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bank wurde, erinnere mich aber nicht mehr genau...)
Und ich erinnere mich, dass auch mein Vater, als er nach dem Chemiestudium in der Industrie als Gruppenleiter angefangen hat, dort teilw. Vorgesetzte hatte, die bereits dort langjährig beschäftigt waren und NICHT studiert hatten, und selbstverständlich haben alle in seiner Abteilung einander zugearbeitet.

Grundsätzlich lässt sich deine TOP Frage natürlich nicht für alle Betriebe und alle Positionen allgemeingültig beantworten: die Betriebsleitung und der Betriebsrat werden dazu sicher Positionsbeschreibungen haben und Auskünfte erteilen.

Immerhin wird es aber schon innerbetriebliche Stellenbeschreibungen mit Anforderungsprofilen auch schon für Stellenausschreibungen geben, und viele Firmen verlangen ja auch sowieso gewisse praktische Tätigkeitsnachweise als Einstellungsvorraussetzungen für bestimmte Positionen.

hardware.bas
21.05.2018, 16:00
HaWe, hat ein sehr sachliches Statement abgegeben, welches im
Wesentlichen nachvollziehbar ist. Institutionen, wie Bundeswehr,
Verwaltungsbehörden, jedoch auch lobbyistische Seilschaften,
sollten bei dieser Thematik nicht beispielgebend sein, da hier eher
kritiklose Gefolgsamkeit verlangt wird und kreativ-innovatives
Denken und Handeln meisst ungern akzeptiert wird.
Diese klammern wir einfach aus und konzentrieren uns auf die
Freie Wirtschaft, welche durch Wertschöpfung und echte
Dienstleistung die Wirtschaft am laufen hält.
Beispiele aus meiner eigenen Berufserfahrung folgen.
VG Micha

Holomino
21.05.2018, 18:13
Zumindest weiß der Ingenieur in der Regel, wie er sich schreibt.

hardware.bas
21.05.2018, 19:36
Zu meinem objektiven Statement komme ich noch.
Eine kurze (typische) Anekdote sei mir jedoch jetzt
schon gestattet; Jegliche Verbessungsvorschläge
gehen bei uns über den Tisch unseres amtierenden
Betriebsingeneurs, er ist eine Koryphae für computer-
gestützte Konstruktion, er hats studiert und kann
das wirklich sehr gut! Im elektrotechnischen,
wärmetechnischen und Maschinenbautechnischen
Bereich fehlen ihm die Kenntbisse, so dass die
entsprechenden Voschläge unterm Tisch landen.
Idee des Monats wird daher nur "Kindergartenkram"
oder handwerkliche Selbstverständlichkeiten.
Datiert zum 1.4. letzten Jahres wurde daraufhin
von uns ein Voschlag für die Optimierung von
Begleitheizugen unserer aussenliegenden Öl- und
Wasserleitungen eingereicht. Es wurde vorgeschlagen,
die 230V Heizspannung 1 zu 10 hochzutransformieren,
um folgende Vorteile zu erzielen; optische Verfolgung
der Rohrleitung während der Nachtschicht durch den.
Glüheffekt, Legionellenabtötung für die Notduschen-
zuleitung, bessere Körperdurchblutung bei Notduschen-
benutzung. Wochenlang kam kein Feedback, ausser
von einem Büromitarbeiter, welcher von ihm gefragt
wurde ... meinst Du, dass das funktionieren könnte ...
Ca 1/4 Jahr später kam der Dank für den Aprilscherz.
VG Micha
eingereicht

i_make_it
21.05.2018, 20:06
er ist eine Koryphae für computer-
gestützte Konstruktion, er hats studiert und kann
das wirklich sehr gut! Im elektrotechnischen,
wärmetechnischen und Maschinenbautechnischen
Bereich fehlen ihm die Kenntbisse

Wenn das zutrifft, kann er nicht "konstruieren" sondern nur ein 3D-CAD bedienen (also technischer Zeichner).
Grundlage des Konstruierens, sind die Kenntnisse der entsprechenden Konstruktionsregeln, Bauteile/Maschinenelemente, und der entsprechneden Physik und Mathematik.

Zum Eröffnungspost:
Der Ingenieur muß nichts praktisch "bauen" können, aber er muß wissen wie es geht.
Desshalb gibt es das Praxissemester. Da es aber keine Prüfung für die Praxix gibt, kommt es durchaus vor, das ein Student 6 Monate anwesend ist, aber danach nichts verstanden hat sondern nur Fachbuch Inhalte zitieren kann.
Der Praktiker der mindestens eine Gesellenprüfung abgelegt hat, hat zumindest nachgewiesen, das er die entsprechenden Arbeitstechniken beherscht und die Fachkunde besitzt.
Ob ein Facharbeiter aber in der Lage ist etwas komplexes zu konstruieren ist fraglich, da ihm das entsprechende Wissen in der Ausbildung nicht vermittelt wird.

Rein von der wirtschaftlichen Sichtweise ist es ineffektiv einen Ingenieur an eine Werkbank oder Maschine zu stellen.
Er ist vom Stundenlohn einfach zu teuer.

Allerdings beziehe ich mich auf Diploingenieure. Ein Bachalor- oder auch Masterstudiengang ist ja kürzer.
Und da habe ich schon einiges erlebt was mich an deren Qualifikation zweifeln lies.

hardware.bas
21.05.2018, 20:35
Die Zulassung zum Ingeneuerstudium sollte meinens Erachtens
grundsätzlich an eine abgeschlossene Berufsausbildung und
mehrmonatiger Tätigkeit in einem artverwanden Beruf gekoppelt
sein. Leider ist das nicht so. Deshalb versuchen engagierte
Hochschulabsolventen in den Einsatzbetrieben möglichst sich
in die Praxis reinzuversetzen. Unserem ING wird das auch noch
gelingen. Dafür sorgen WIR schon!!! Ist ja ein netter Kerl.
Natürlich muss er sich nicht dreckig machen, er soll nur das
absegnen, was WIR als Servicetechniker und Operator in
Personalunion entwickeln, darf dabei im Rahmen seiner
Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten gern mitwirken.
Zum Lohnkostenfaktor; im Mittelstand zählt nur der Quotient
Vergütung/Vorteil fürs Unternehmen daher MUSS WAS
KOMMEN und hohe Vergütung darf nicht dazu führen
Innovationen zu bremsen.
VG Micha

HaWe
21.05.2018, 20:54
Allerdings beziehe ich mich auf Diploingenieure. Ein Bachalor- oder auch Masterstudiengang ist ja kürzer.
Und da habe ich schon einiges erlebt was mich an deren Qualifikation zweifeln lies.
also zu meiner Zeit dauerte (lt. Regelstudienzeit) ein grad. Ingenieur (FH) 6 Semester, ein Dipl.Ing (TH/Uni) 8 Semester.
Heute dauert ein Bachelor 6 Semester und ein Master nochmal (edit: je nach Studiengang) 2-4 oben drauf, also 8-10 Semester.
Oder?
Aber die Frage ist doch, was die Firmenleitung vom Ing. erwartet, und er wird doch sicher auch Vorgesetzte haben, die seine Arbeit bewerten.

hardware.bas
21.05.2018, 21:28
Die Vorgesetzten sind für diese Spezifikationen fachlich ungeeignet.
War vor längerer Zeit involviert an einer UNI im Bereich IT/TK/MSR
und Wärmetechnik als Betriebshandwerker. In Gesprächen mit den
Facharbeitern, welche noch Vorgaben wissenschaftliche Geräte zu
bauen hatten hiess es immer wieder ... wenn wir die nicht nach
unserem eigenen Ermessen adaptieren würden, würde fast gar
nichts funktionieren ...
VG Micha

i_make_it
22.05.2018, 07:37
also zu meiner Zeit dauerte (lt. Regelstudienzeit) ein grad. Ingenieur (FH) 6 Semester, ein Dipl.Ing (TH/Uni) 8 Semester.
Heute dauert ein Bachelor 6 Semester und ein Master nochmal (edit: je nach Studiengang) 2-4 oben drauf, also 8-10 Semester.
Oder?


FH ist keine Universität, sondern eine Fachschule (Fach"Hoch"Schule) das nannte sich früher mal Ingenieursschule.
Bei einem Techniker hat man 4 Semester auf einer Fachschule (ohne "Hoch"). Und wenn ich mich mit heutigen "Master of Science" FH (Maschinenbau) unterhalte, können die nicht mehr als das was in den 1990ern in Fachschulen für Techniker vermittelt wurde.
Als ich fertig war, wurde grade die "Spezialisierung" der Techniker begonnen. Es gab da nicht mehr den Maschinenbautechniker sondern ab da gab es Konstruktionstechnik, Fertigungstechnik und Automatisierungstechnik. Heute sind es bereits 6 Fachrichtungen.
Bis auf Kranbautechnik war das bei mir noch alles inklusive und man musste halt noch etwas Freizeit (und Ferien) opfern wenn man in jedem Fach gut sein wollte.

Bei dem was ich von Master Studenten ständig zu hören bekomem was sie alles nicht machen, bekomme ich Angst technische Produkte zu benutzen die in den letzten 25 Jahren entwickelt wurden.
Da fehlen oft elementare Grundlagen, da die nur noch lernen, das es das auch gibt, aber nicht darauf eingegangen wird.

Das Thema das in anderen Ländern immer noch andere Einheiten für z.B. Drehmoment gelten ist ja bekannt.
Da steht dann jemand mit Ing. Titel vor einem Katalog aus Asien und kann nicht ermitteln ob das Teil als alternatives Ersatztzeil geeignet ist oder nicht.
Oder aber es wird etwas um 50% unterdimensioniert, weil man den Grundsatz von actio et reactio nicht verstanden hat. (eine Seilrollenkonsole die nur eine Umlenkrolle hat und deshalb nicht die Last tragen muß, sondern die doppelte Last, da die Winde ja auch am Boden steht).

HaWe
22.05.2018, 07:56
Die Vorgesetzten sind für diese Spezifikationen fachlich ungeeignet.
War vor längerer Zeit involviert an einer UNI im Bereich IT/TK/MSR
und Wärmetechnik als Betriebshandwerker. In Gesprächen mit den
Facharbeitern, welche noch Vorgaben wissenschaftliche Geräte zu
bauen hatten hiess es immer wieder ... wenn wir die nicht nach
unserem eigenen Ermessen adaptieren würden, würde fast gar
nichts funktionieren ...
VG Micha
so wie sich das anhört, sind das bei euch dann wohl sehr spezifische Gegebenheiten, die sich wohl kaum hier im Forum sinnvoll auf allgemeiner Ebene diskutieren lassen.

(FH hieß früher übrigens schon Fachhochschule (z.B. in Münster), mit Abschluss z.B. als Ingenieur (grad.) und die Studiengänge dauerten 6 Semester (Regelstudienzeit=Mindeststudienzeit), aber das gibt es ja nun nicht mehr in dieser Form. Daneben mag es durchaus auch Fachschulen gegeben haben. Heute sind Bachelor- und Masterstudiengänge über die Europäische Studienreform europaweit angeglichen.)

Auch was Studienordnungen, Studieninhalte und Zugangsvorraussetzungen (Allgemeine Hochschulreife, Fachabitur) angeht, so wird dies von europäischer Ebene (s. Europäische Studienreform) über Wissenschaftsministerien von Bund und Ländern bis hinunter zu den lokalen Universitätsgremien (Studienordnungskommissionen mit Professoren, Wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studentenvertretern) geregelt, und auch das wird sich hier im Forum nicht sinnvoll (weg-)diskutieren lassen.

Soweit sich die Studienordnungen und Studieninhalte von Uni zu Uni unterscheiden, können das angehende Studenten bereits frühzeitig herausfinden und sich dann entscheiden, ob sie lieber in Aachen, Braunschweig oder München etc. studieren wollen oder ggf. zwischendurch auch mal die Uni wechseln.

Parallel zu den zweiphasigen Studiengängen werden inzwischen aber ja auch einphasige angeboten, was eine engere Verknüpfung und Verzahnung zwischen betrieblichen und wissenschaftlichen Inhalten ermöglicht (quasi eine Lehre mit parallelem wissenschaftlichen Studium und anschließendem Universitätsexamen), was auch mit Bachelor oder anschließend Master und dann ggf. einer zusätzlichen Promotion abgeschlossen werden kann, und was durchaus in die Richtung geht, die du mit "mehr Praxisbezug" angesprochen hast.

Was ich so heraushöre aus deinen Postings, ist dir aber schon sehr auch persönlich an einer Effizienzsteigerung und weitergehenden Innovationen gelegen, und da vermute ich durchaus Potential, dass du dich durch ein paralleles Zusatzstudium weiterbildest (z.B. ein Fernstudium oder auch durch ein Aufbaustudium nach deiner abgeschlossener Berufsausbildung, welches dann auch per BAFöG gefördert wird), um selber in eine Position zu gelangen, wo du per Praxiskenntnissen und dann zusätzlicher wissenschaftlicher Qualifikation besser als dein jetziger Vorgesetzter solche Positionen inhaltlich ausfüllen kannst.

i_make_it
22.05.2018, 08:04
Die Vorgesetzten sind für diese Spezifikationen fachlich ungeeignet.
War vor längerer Zeit involviert an einer UNI im Bereich IT/TK/MSR
und Wärmetechnik als Betriebshandwerker. In Gesprächen mit den
Facharbeitern, welche noch Vorgaben wissenschaftliche Geräte zu
bauen hatten hiess es immer wieder ... wenn wir die nicht nach
unserem eigenen Ermessen adaptieren würden, würde fast gar
nichts funktionieren ...
VG Micha

Da gibt es eigentlich nur ein sinnvolles Vorgehen.
Die Probleme die man sieht so aufschreiben, das man nicht gleich die Lösung liefert und nachfragen ob man das trotzdem nach Vorgaben bauen soll.
Dann genau dokumentieren, das man das fachlich richtig und exakt nach Vorgabe hergestellt hat.
Das Problem erledigt sich dann recht schnell. Denn für das verschwendete Geld ein nicht funktionierndss Produkt hergestellt zu haben wird spätestens das Finanzkontrolling einen Schuldigen suchen.
Wenn man jemanden Unfähiges durch Kompensation immer mitschleppt bringt das aud Dauer nichts.
Ratschlag anbieten, wird der nicht angenommen, einen guten Platz suchen und zusehen wie der Jenige mit Vollgas gegen die Wand fährt.

Oder aber wenn die Konjunktur es zulässt die Firma wechseln.
Habe ich einmal gemacht und einen Brief mit einer Vorhersage an den Chef geschickt. Es hat geknallt, es hat im 7 stelligen Bereich gekostet und der Ing. ist dann rausgeflogen.


ERGÄNZUNG

Natürlich ist es auch so, das es für alle angehenden Ingenieure keine Ausbildungsplätze gibt.
Eine Ausbildung kostet eine Firma eine Menge Geld.
Es braucht einen Ausbilder, der bezahlt werden Will. Die notwendigen Räume (Miete oder nicht nutzbar für Produktion), Energie, Wasser/Abwasser Heizung, Möbel, Werkzeuge, Maschinen, Material, Lehrmittel, ggf. noch Sanitäreinrichtungen für beide Geschlechter die dem Jugendschutz entsprechen (Obszöne Kloschmierereien zeitnah entfernen, da minderjährige Auszubildende schutzbefohlene sind).
Jeder Auszubildende muß dann noch Versichert werden und eine Ausbildungsvergütung bekommen.
Wie viel Firmen können sich das leisten für jemanden, der nach der Ausbildung einfach geht und dem Unternehmen nicht durch seine Arbeitskraft die Auslagen zumindest teilweise wieder erwirtschaftet.

Selbst für das Praxissemester finden sich nicht immer Firmen. Denn da fallen ja die selben Kosten an. Wenn auch nur für 6 Monate statt 3-3,5 Jahre.

Wenn man jetzt einmal schaut wie viele Studenten sich pro Jahr an allen Unis und FHs für Ingenieurstudiengänge einschreiben und davon ausgeht, das die alle zumindest das Praxissemester absolvieren, ist das ein erheblicher finanzieller Aufwand grade für kleinere Firmen.
In den 3,5 Lehrjahren meiner Ausbildung war über die gesammte Zeit kein Abiturient in der regulären Ausbildung. Weil die Firma davon ausging das der danach sofort verschwindet, wurden die gar nicht erst eingestellt.
Bei 30 bis 35 Lehrlingen pro Jahr und 7 Jahrgängen die ich mitbekommen habe, waren das 210 bis 245 Auszubildende ohne einen einzigen Abiturienten.
An Parxissemester waren in den 3,5 Jahren 7 oder 8 Studenten da.

hardware.bas
22.05.2018, 17:57
Mit diesem Threed will ich nicht Ingeneure gegen spezialisierte
Praktiker ausspielen. Natürlich besteht auch bei uns eine gewisse
Zusammenarbeit. Die Aussage, das ist nicht Deine Gehaltsklasse,
ist jedoch kontraproduktiv, wenns um technologische Weiterent-
wicklungen geht, welche letztendlich alle angeht. Im Studium,
wie auch praktischer Lehre, werden Spezialkenntnisse vermittelt,
natürlich auch "über den Tellerand herausschauend". Irgendwann
ist jedoch Schluss, dann ist es an der Zeit, andere Fachrichtungen
einzubeziehen. Wenn man die menschliche technische Geschichte
mal betrachtet, ist leicht festzustellen, aus WELCHEM Personen-
kreis diese kamen.
VG Micha

HaWe
22.05.2018, 19:44
Mit diesem Threed will ich nicht Ingeneure gegen spezialisierte
Praktiker ausspielen. Natürlich besteht auch bei uns eine gewisse
Zusammenarbeit. Die Aussage, das ist nicht Deine Gehaltsklasse,
ist jedoch kontraproduktiv, wenns um technologische Weiterent-
wicklungen geht, welche letztendlich alle angeht. Im Studium,
wie auch praktischer Lehre, werden Spezialkenntnisse vermittelt,
natürlich auch "über den Tellerand herausschauend". Irgendwann
ist jedoch Schluss, dann ist es an der Zeit, andere Fachrichtungen
einzubeziehen. Wenn man die menschliche technische Geschichte
mal betrachtet, ist leicht festzustellen, aus WELCHEM Personen-
kreis diese kamen.
VG Micha

wie gesagt, so wie sich das anhört, sind das bei euch dann wohl sehr spezifische Gegebenheiten, die sich wohl kaum hier im Forum sinnvoll auf allgemeiner Ebene diskutieren lassen.
Ich weiß auch noch nicht, in was für einem Unternehmen du arbeitest, dass es nicht möglich ist, mit Standard- Verfahren und Qualitätsmanagementsystemen zu arbeiten - oder warum bei euch ein so großer Innovationsdruck herrscht, der von der "Basis" erbracht werden soll oder muss, damit Geräte überhaupt erst funktionieren. Üblich ist doch eher, dass man funktionierende, standardisierte Technik hat, die per QMS zu gleichbleibender Produktionsqualität führen soll.

Wer nun in der Vergangenheit der Technologie- und Industriegeschichte die treibenden Kräfte oder die größten Geister waren - das führt sicher zu weit und auch nicht weiter - oder willst du dich und dein Team mit Archimedes, Leonardo da Vinci, Hans Lipperhey, Gottfried Wilhelm Leibniz, Isaac Newton, James Watt, Graham Bell, Nikola Tesla, Thomas Edison, Richard Trevithick, George Stephenson, Conrad Röntgen, Heinrich Hertz, Otto Hahn, Konrad Zuse, Hans Joachim Pabst von Ohain und Wernher von Braun auf 1 Stufe stellen?

Allgemein kann man aber doch sicher sagen, dass Nichtakademiker und Akademiker im großen und Ganzen in den Firmen und Fabriken produktiv zusammenarbeiten, wenn auch sicher nicht überall optimal. Auch die Akademikerausbildung an sich hat sich doch eher bewährt.
Dass Akademiker in höheren Positionen einsteigen und a priori eher leitende Funktionen übernehmen, ist eher die Regel als die Ausnahme. Und wenn es absolut nicht klappt in den Hierarchien und die Chemie nicht stimmt, und sei es wegen personeller Fehlbesetzungen, bleibt - wie bereits erwähnt - immer noch der Weg über den Vor-Vorgesetzten, oder über die Betriebsleitung, und/oder den Betriebsrat, oder über einen Stellenwechsel. Oder über die eigene akademische Weiterbildung.

hardware.bas
23.05.2018, 13:30
Grundsätzlich auch meine Meinung, folgende Tatsachen sind
jedoch aktuell (nicht nur in unserem Unternehmen);
Ein grosser Teil der nichtakademischen Belegschaft, bestehen
aus Fachabeitern und Handwerksmeistern, welche sogar
noch Anlagenservice und Maschinenbedienung in Personalunion
ausüben WILL am Innovationsprozess beteiligt werden.
Die Arbeit macht Spass und warum soll ausgerechnet dieser
Personenkreis klein beigeben und schmollend kündigen.
Andererseits gibt es genug Kollegen, welche es aufgegeben
haben, mehr, als im Arbeitsvertrag steht, zu machen, da sie es
leid sind, immer gesagt zu bekommen, dass es eh höhere
Besoldungsgruppen gibt, welche angeblich besser sind.
Kein Wunder also, dass Fachkräftefluktuation die Folge ist.
In der Tat wird bei Meetings, IMS-Schulungen oder auch
Betriebsfeiern immer wieder betont, wie WICHTIG ALLE sind,
die Realität, insbesonders wenn bei technischen Problemen
oder inovativen Planungen ins EINGEMACHTE geht, sieht
meisstens anders aus. Könnte alles so einfach sein, aber
die Hoffnung stirbt nie.
VG Micha

HaWe
23.05.2018, 14:09
dass man als Mitarbeiterkollektiv am Vorgesetzten scheitert, ist aber kein Praktiker vs. Ingenieur-Problem, sondern ein Mitarbeiter vs. Vorgesetzten-Problem, also ein generelles Hierarchie- und Kommunikationsproblem in der Firma. Egal ob der Vorgesetzte Akademiker ist oder nicht, es helfen hier trotzdem nur die bereits aufgezeigten Optionen, u.a. über den Vor-Vorgesetzten, oder über die Betriebsleitung, und/oder den Betriebsrat, um nur noch einmal 3 davon zu nennen. Dass Frustration und mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter zu Innerer Kündigung samt aller Folgeeffekte führen, ist ja mit Sicherheit allen Arbeitgebern und Leitenden Angestellten bekannt.

hardware.bas
23.05.2018, 14:30
HaWe, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!
Ich habe in der Tat vergessen zu schreiben, von
welcher Ecke die geschilderten Probleme generiert
werden. Persönliche Gespräche mit Vorgesetzten
und kameradschaftlicher Austausch mit dem
Ingeneurwesen ist auch schon erfolgt.
Die Probleme bestehen jedoch vorwiegend weiter.
Durch extreme Hartnäckigkeit, jedoch aus Eigen-
mächtigkeiten und Gratwanderungen technischer
Art konnten bisher Teilerfolge erzielt werden.
Man schrammt an einer Abmahnung vorbei, dann
funktioniert alles bestens und man ist für eine
Woche der tollste Typ Danach geht die Spiessig-
keit von vorne los. Aber das nächste "llegale"
Projekt im Interesse des Unternehmens wartet
und wird mit den gleichen Ergebnissen durchgezogen!
So erzeugt mn durch Kampf Innovation.
Macht übrigens trotzdem Spass, können aber nur
die härtesten durchziehen.
VG Micha

i_make_it
24.05.2018, 09:02
Durch extreme Hartnäckigkeit, jedoch aus Eigen-
mächtigkeiten und Gratwanderungen technischer
Art konnten bisher Teilerfolge erzielt werden.
Man schrammt an einer Abmahnung vorbei,

In dem Fall und grade unter dem Gesichtspunkt potentieller Abmahnungen, weil man einen Arbeitsauftrag verweigert (wenn man ihn eigenmächtig abändert). ist den Verursacher auflaufen lassen der bessere Weg.
Bekommt man so einen Auftrag, dann mit entsprechenden Fachargumenten, schriftlich (man kann vorschreoiben und im Gespräch mit dem Jenigen dann das schriftstück am Ende übergeben) den Verursacher auf die Mängel/Fehler/Schwachstellen hinweisen. E-Mail ist auch eine Möglichkeit "Wie grade eben besprochen, ....Bla.... Bla....Bla"
Bleibt der Auftrag unverändert und es kommt zu den vorhergesagten Mängeln, Informiert man die Geschäftsleitung.
Das wird böses Blut geben, aber wenn sich das wiederholt und jedesmal andere Facharbeiter auf Fehler hinweisen die dann auch auftreten, regelt sich das recht schnell von selbst.
Denn das geht ja in Geld und somit an den Gewinn. Und spätestens beim Inhaber/Teilhaber der deshalb weniger Geld sieht hört dann das Verständniss auf.
Im Extremfall wenn das Problem ganz oben angesiedelt ist, sollte man in Zeiten von Facharbeitermangel schauen ob man sich nicht aus einer ungekündigten Stelle heraus woanders hin bewirbt.
Eventuell ist da dann sogar das Gehalt noch besser.

Habe ich auch schon gemacht. Kündigung vorgeschrieben und dann bei enem Kundeneinsatz, mittags zur Post und von da aus geschickt. Und Gandenlos den Resturlaub genommen. Bin vom Einsatz vorzeitig nach hause gefahren habe Werkbank, Schreibtisch und Kundenkontakte übergeben und am nächsten Montag für eine Stunde reingekommen um meine Werkzeugkoffer (die ja mit den Kollegen noch beim Kunden waren) übergeben.
Drei Jahre später (unter anderem Chef) wurde dann mehrfach bei meiner Mutter angerufen ob ich nicht zurückkommen wolle (hatte da dann erfahren das als Ersatz für mich 3 Leute eingestellt worden waren, Elektroniker, Mechaniker und SPS/CNC Programmierer).

hardware.bas
24.05.2018, 17:30
Es geht nicht um Arbeitsverweigerung, die direkten Auftrage werden
vorrangig erfüllt, Arbeitsaufträge mit Potenzial bekommen dann einige
"schlafende" Leistungsmerkmale verpasst, da davon bestenfalls
Insider Kentniss haben, ist erstmal der Vorwurf, Eigenmächtigkeiten
vollbracht zu haben, passee. Andere Projekte werden Zuhause
auftragsfrei (Funfaktor) erledigt und der Feinschliff erfolgt im
Unternehmen während auftretender Produktionspausen, wobei dann
das Argument zieht "... ich kann jetzt nicht (als Handwerksmeister)
die Produktionshalle putzen, da ich noch einige Arbeiten am
Schaltschrank erledigen muss ...". Andererseits könnte ich auch sagen:
"Lasst den materialbestellbefugten Ingeneur fegen, dann bestellt Dieser
trotz meiner detaillierten Vorgaben, keine total falschen Sensoren,
Sanftstarter, Hydraulikkomponenten etc ..." Na gut, lassen wir das.
VG Micha