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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mysteriöses Festplattensterben in Bolivien



Sebas
17.01.2012, 20:10
Hallo Leute,
wie manche vll mitbekommen haben, treibe ich mich momentan in Bolivien herum und leiste meinen Zivildienst.
Bin hier natürlich auch nicht der einzige Freiwillige, mit meiner Organisation sind hier 18 andere eingereist.
Jetzt passiert hier aber was seltsames, von 15 mitgebrachten Festplatten (in Laptops und externen Gehäusen) sind schon 4 kaputt gegangen (2 in Laptops, 2 Externe) und das nur in den ersten 3 Monaten.

Woran kann das liegen? Wie kann man das verhindern? Ist nämlich höchstärgerlich wenn man seine Fotos verliert, und seine Festplatte nach Deutschland schicken muss. Ausserdem kosten Festplatten hier ca. 3mal soviel wie in Deutschland.

Hoffe ihr könnt mir(uns) helfen.
mfg Sebastian

dremler
17.01.2012, 20:35
SSDs nutzen? Ist die Post dort noch brutaler als hier;)?

Sebas
17.01.2012, 20:38
Hi,
also die Post ist noch brutaler, manche Pakete sind als Pfannkuchen angekommen.
Naja SSDs sind halt recht teuer.
Aber daran kanns nicht liegen, die Festplatten sind im Koffer mitgebracht worden und haben anfangs noch funktioniert, irgendwann sind sie einfach kaputt gegangen, keiner weiss wieso.
mfg Sebastian

Besserwessi
17.01.2012, 21:14
Es könnte an der dünnen Luft liegen: zum einen reduziert sich in der dünnen Luft die Kühlwirkung. Die Platte und auch der Rest des Computers kann also zu heiß werden. Das andere Problem könnte den Kopf der Platte selber betreffen, hier wird die Aerodynamik genutzt um den gewollten Abstand zur Platte Einzustellen - das könnte sich in dünner Luft verändern. Da wären SSD eventuell doch der sicherere Weg, oder wenigstens ein Backup der Daten auf DVD oder ähnlichem.

Vor 12 Jahren hab ich mal einen PC für etwa über 2000 m üNN gesucht: viele Hersteller hatten da ein Limit vom 2000 m für die Höhe.

RoboHolIC
17.01.2012, 21:24
Ich hab mal kurz gegoogelt: tropisches Klima, starke Temperaturschwankungen (im Freien natürlich), hohe Luftfeuchtigkeit - das sind alles potentiell problematischen Rahmenbedingungen für elektronische oder feinmechanische Geräte, insbesondere, wenn es zur Bildung von Kondenswasser kommt.
Trifft davon was auf deine/eure spezielle Situation zu?

edit: Da nur die Festplatten betroffen sind erscheint mit Besserwessis Erklärung mit der Aerodynamik wahrscheinlicher.

Sebas
17.01.2012, 23:24
Hey das mit der Aerodynamik klingt sinnig.
Aber wieso betrifft das nur ein Teil der Festplatten?
Seltsam, Seltsam

Zur Lage: Wir sind hier in La Paz(3600m) un El Alto(4000m).
Also dünne Luft und recht kalt. Auch in Häusern gibts hier keine Heizung. Ausserdem ist es ziemlich staubig und windig. Ich betreue einen Computerraum und der Staub geht wirklich überall rein. Monatliches Pc aussaugen ist also angesagt. Kann der Staub irgendwie in die Festplatten gekommen sein?

mfg Sebastian

BastelWastel
17.01.2012, 23:50
Besserwissi hat Recht,
mechanische Festplatten sind leider nicht höhentauglich..3600-4000m ist schon sehr grenzwertig.

Der Lesekopf 'schwimmt' auf einem Luftpolster, in dünner Luft wird die Festplatte empfindlicher gegen Stöße oder ganz unbrauchbar...das führt zum kratzen der Leseköpfe auf den Scheiben...damit zur zerstörung.

Auf lange Sicht rechnet es sich vermutlich auf SSD um zu rüsten.
Die sind leider noch etwas teurer, aber bevor man noch mehr Festplatten schrottet, vllt. dabei noch Daten verliert..

Gruss, Andreas

lorcan
18.01.2012, 08:13
Wenn es an der dünnen Luft liegt, würde es vielleicht etwas bringen die Festplatten hochkanten zu betreiben?
Denn dann würden die Schreib-\ Leseköpfe ja reintheoretisch nicht mehr auf die Magnetscheibe fallen?
Oder habe ich dabei etwas vergessen?

Arkon
18.01.2012, 08:30
Liege ich mit meiner Annahme falsch, dass Festplatten luftdicht abgeschlossen sind? Grade was das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit betrifft war ich eigentlich der Meinung, dass der Bereich des Lesekopfs und der Magnetscheiben keine Verbindung zur Außenwelt hat.

Denn wenn die Platte und damit die Luft in ihrem inneren warm wird dehnt sich diese ja aus. Wird Platte abgestellt kühlt sich das System wieder ab und auch die Luft zieht sich wieder zusammen. Angenommen ein Austausch mit der Umgebung ist möglich ist doch ein eindrigen von Staub/Schmutz/Feuchtigkeit vorprogrammiert.

021aet04
18.01.2012, 08:30
Soweit ich weiß ist zwischen dem Kopf und der Scheibe ein Luftpolster. Bei dünner Luft ist dieser nicht so stark wie der Kopf dies benötigen würde. Somit fängt der Kopf an zu "flattern" und streift irgendwann die Scheibe. Das ist aber nur meine Vermutung. Somit dürfte es egal sein ob die horizontal oder vertikal betrieben wird.

MfG Hannes

lorcan
18.01.2012, 08:49
Ok.
Bzgl. Austausch mit der Umgebung: Der findet definitiv statt, da gibt es extra Öffnungen mit Filterkissen (mach mal eine Platte auf, dass kann man teilweise ganz gut sehen), ansonsten könnte die Festplatte ja theoretisch Platzen oder Implodieren. Ein Vakuum kann ja auf grund des Luftpolsters ausgeschlosen werden.

Calis007
18.01.2012, 10:15
Also hochkant bringt sicher etwas, allerdings nicht viel, die Koepfe werden von Federn gehalten (sonst waere ein ueberkopf-Betrieb ja nicht moeglich). Ich denke, das Gleichgewicht (Federkraft gegen Luftkissen) wird von der Gravitation kaum beeinflusst.
Eine Oeffnung zum Druckausgleich ist definitiv vorhanden, allerdings gibts meist einige 'Schleifen' durch einen Filter, Staub geht da keiner durch.

Meine Diagnose: Der geringe Luftdruck ist dran schuld. Die Dinger sind im Betrieb sicherlich WESENTLICH stossempfindlicher.

CyberUli
18.01.2012, 10:35
Es gibt auch ein paar Industriefestplatten die bis über 5000m spezifiziert sind, z.b.:
Toshiba MK1060GSCX und MK8050GACY
Hitachi Endurastar J4K100

markusj
18.01.2012, 11:04
Als du die Höhe genannt hast war alles klar. Die Köpfe schweben auf einem Luftpolster, bei euch ist die Luft aber so dünn dass das nicht mehr vernünftig funktioniert. Ihr braucht tatsächlich spezielle Festplatten, oder ihr steigt auf Flash (CF/SSDs) um.

mfG
Markus

Nachtrag: Das nennt man dann spanabhebende Datenverarbeitung ...

Arkon
18.01.2012, 12:01
Ok. Wieder etwas dazugelernt.

@lorcan: platzen oder implodieren werden die Dinger mit Sicherheit nicht ;) Der Druckunterscheid, der sich auf Grund der Temperaturschwankungen aufbauen wird, dürfte sich im Bereich weniger mbar liegen.

Angenommen wir rechnen mit idealen Gasen dürfte der Überdruck bei einer Betriebstemperatur von 55°C ca. 0,11 bar betragen.

Daher kam auch meine Annahme, dass das Gehäuse dicht ist. Hätte auch gedacht, dass die Scheiben in einer Art Schutzgas laufen um Oxidation, elektrostatische Aufladungen usw. zu vermeiden.

Sebas
18.01.2012, 14:31
Danke für die vielen Antworten!
Hmm jetzt muss ich doch echt mal über ne SSD nachdenken, bin ja noch 8 Monate hier. Mein Netbook läuft soweit noch super, S.M.A.R.T. Status ist auch okay.
Leider hat es meine 2 Terabyte Festplatte nicht überlebt, all die schönen Sachen weg. Oder kann man da noch irgendwie was retten?
Eine Proffessionelle Datenrettung kostet 1000€ das ist mir ein bisschen zuviel.

mfg Sebastian

markusj
18.01.2012, 14:33
Wenn du einen Headcrash hattest (was ich nach deinen Umgebungsbedingungen erwarten würde) sind die Daten mit ziemlicher Sicherheit futsch. Keine Backups gemacht?!

mfG
Markus

Sebas
18.01.2012, 15:26
Hatte keine Möglichkeit fast 2 Terabyte zu sichern, ist zwar traurig aber nicht total schlimm.
Was hat ein besseres Preisleistungsverhältnis, eine Industrie-Festplatte oder eine SSD?

PICture
18.01.2012, 15:53
Hallo!

Für Festplatten sind Staubpartikel im Inneren das Gefährlichste und leider keine ist hermetisch geschlossen. Entscheident für weiteres Vorgehen ist die genaue Ursache des Ausfalls zu kennen (die Oberfläche unter Mikroskop untersuchen). Die etwas geringere Luftdichte dürfte bei so hocher Drehzahl nicht so schlimm sein. ;)

BastelWastel
18.01.2012, 16:39
Die etwas geringere Luftdichte dürfte bei so hocher Drehzahl nicht so schlimm sein. ;)

Ist sie leider schon. Wir arbeiten, gar nicht weit von Sebas, in Chile auf aehnlichen hoehen.
An unserer hoechsten location sind wir auf ueber 5000m, dafuer haben wir extra Rechner mit SSD's.
Auch das degrading von Kuehlkoerpern ist nicht zu unterschaetzen..sprich, Rechner sauber halten, Staub ab und zu raus blasen, etc. damit die duenne Luft wenigstens gut durch kann.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst kommst du um eine SSD (alternativ eine hoehentaugliche Festplatte) nicht rum.

Gruss, Andreas

Besserwessi
18.01.2012, 17:02
Bei der Festplatte sollte man zumindest auf die Tauglich für große Höhen achten. Dazu kommt dann eine vermutlich größere Empfindlichkeit gegen Stöße. Das ist nicht unmöglich, aber halt nicht selbstverständlich. Der Mehrpreis ist vermutlich noch geringer als bei SSD. Für ein Notebook dsa mit Akkus betrieben wird, löhnt sich wegen der Akkulaufzeit ggf. auch so schon eine SSD. Die Festplatte dann eher als Backupmedium - oder halt ein andere Backmedium wie Bänder.

Früher kam man auch mit weniger Kapazität aus: mein Notebook hat noch eine 8 GB Platte, und das hat auch mal gereicht. Als SSD sind auch 32 GB noch nicht unmöglich teuer. Solange man da kein Videos oder ähnliches drauf hat, reicht das auch eine ganze Weile.

robocat
18.01.2012, 17:25
Für Backups kommen ja langsame Medien durchaus in Frage, SD-Karten, DVDs, USB-Sticks..
Die Preise für Festplatten sind ja leider seit Ende letzten Jahres (Flut in Thailand) relativ hoch, wobei es hier einen Preissturz zu geben scheint:
http://geizhals.at/de/?phist=267778

markusj
18.01.2012, 18:03
Hatte keine Möglichkeit fast 2 Terabyte zu sichern, ist zwar traurig aber nicht total schlimm.
Was hat ein besseres Preisleistungsverhältnis, eine Industrie-Festplatte oder eine SSD?

Keine Ahnung, da wirst du wohl selbst suchen müssen. Spontan würde ich tippen, dass du evtl. mit CF-Karten und einem CF-IDE/SATA-Adapter am günstigsten wegkommst, du wirst aber wahrscheinlich in jedem Fall Abstriche bei der Größe machen müssen, 2TB wären sehr schmerzhaft für den Geldbeutel ...

@PICture: Die Lüftungslöcher von Festplatten sind mit Filtern versehen, was das Eindringen von Staub verhindert. Und bei der niedrigen "Flughöhe" (laut Wikipedia bei modernen Platten im Bereich von 3 nm!) der Schreib-/Leseköpfe gibt es da nicht viel Spielraum ...

mfG
Markus

PICture
18.01.2012, 18:19
Die Lüftungslöcher von Festplatten sind mit Filtern versehen, was das Eindringen von Staub verhindert.

Selbstverständlich, würden sie aber in Bolivien getestet ? Eigentlich wurde bisher keine sicher festgestellte Ursache von Ausfällen der Festplatten genannt. ;)

Sebas
18.01.2012, 19:11
Ich bin jetzt schon schwer am nachdenken, eine SSD hat ja doch recht viele Vorteile.
Die 2TB Festplatte will ich nicht durch eine SSD ersetzen, nur die Interne Festplatte.
für 116€ bekomme ich 120GB reicht eigentlich auf einem Netbook muss ich halt Teile meiner Musiksammlung auslagern. Bzw halt die dann ausgebaute Festplatte nur kurz einschalten Musik die ich grad Hören will auf die SSD und wieder ausschalten.


Werde mal Infos zur Höhentauglichkeit der aktuellen Festplatte suchen.

mfg Sebastian

Calis007
18.01.2012, 22:40
"die Oberfläche unter Mikroskop untersuchen"

Wird nichts bringen. Wie sollte man entscheiden, ob zuerst das Staubkorn da war und dann der Headcrash passiert ist oder umgekehrt?

Das Krasseste, was ich mal hatte, war eine Platte, bei der eine Partition ausgefallen ist und der Rest noch funktioniert hat. War kein wichtiger Rechner und so hat das niemanden gekuemmert. Das Laufgeraeusch war schon recht laut, aber auch egal, steht eh in einer Ecke im Serverraum, wo es keinen stoert. Das Ding lief so (eine Partition defekt, der Rest ok) noch fast ein Jahr weiter.
Dann hat wer entschieden, dass wir den Rechner wohl wirklich nicht mehr brauchen, also weg damit. Ich hab interessehalber die Platte geoeffnet - und war total baff! Ich hab sie beim Oeffnen senkrecht gehalten, und sobald der Deckel einen spaltweit offen war, kam mehlartiger grauer Metallstaub rausgerieselt und hat mir meine Arbeitsoberflaeche versaut. Ein Schreib-/Lesekopf war komplett weggeschliffen, da lag nur noch die Federspitze auf der Oberflaeche auf und hatte bereits recht ordentliche konzentrische Riefen gefraest (was auf jeden Fall das Laufgeraeusch erklart ;)
Die anderen 4 benutzten Oberflaechen und Koepfe waren noch in Ordnung - kann ich mir nur so erklaeren, dass die Metallteilchen wohl durch die Fliehkraft von der Platte weggeschleudert wurden und sich an der Innenwand des Gehaeuses abgelagert haben.

Ich denk also: Unterm Mikroskop findet sich (vielleicht) ein Partikel im Inneren, das da nicht hingehoert. Und es findet sich (sicher) eine Stelle auf der Oberflaeche, die eine Kerbe hat. Auf Ursache und Wirkung kann man da wohl nicht schliessen.

Sebas
20.01.2012, 14:35
Hi,
also meine Festplatte wollte ich erstmal nicht aufmachen, hab ja noch Garantie, hoffenttlich bekomm ich die auch.

Kennt jemand ne SSD mit mindestens 120GB speicherplatz für maximal 120€?

mfg Sebastian

BastelWastel
20.01.2012, 16:03
hab ja noch Garantie, hoffenttlich bekomm ich die auch.

Dann wuerde ich nicht erwaehnen wo du warst.. ;)
Garantie..auf die Festplatte ja, deine Daten bekommst du davon leider nicht zurueck..

Ragner Waldmann
31.01.2012, 07:26
Hallo Leute,
wie manche vll mitbekommen haben, treibe ich mich momentan in Bolivien herum und leiste meinen Zivildienst.

Ich dachte, den muß man nicht mehr leisten?!

Sebas
14.03.2012, 20:15
Sorry hab die antwort erst grade gesehn.
Ich mach das ganze freiwillig :-)
Also eher Freiwilligendienst.

mfg Sebastian

Vitis
14.03.2012, 21:00
Datenrettung ... Ich würde mal sagen auf normaler Höhe läuft die Kiste wieder verschleißarm, würde die Platte nicht weiter laufen lassen und staubdicht verpacken.
Zur Wiederherstellung, falls FAT bzw. Filesystem beschädigt sein sollte kann ich GetDataBack empfehlen, hat mir nach nem Headcrash über 90% der Daten wiederhergestellt,
die Wiederherstellung dann unter "Normalbedingungen" durchführen.